Station 4

Anhalten, Innehalten, stille werden

 

Es liegt im Stillsein
eine wunderbare Macht der Klärung,
der Reinigung,
der Sammlung auf das Wesentliche.

Dietrich Bonhoeffer

 

 

Unterwegs sein beinhaltet auch das Anhalten, das Innehalten,
das sich Neu-Sortieren, das Kräfte-Sammeln,
sich seiner bewusst werden.
In der Stille merke ich, wie unruhig ich bin,
was für oberflächliche, ja banale Gedanken in meinem Kopf kreisen.
Alle diese Gedanken sind Teil meines Selbst.
Es ist keine nutzlose Zeit, diese Gedanken zu haben,
sie tauchen in der Stille auf und haben einen Sinn.
Sie zeigen mir Unerledigtes,
vielleicht meine Unzufriedenheit mit dem Leben
und meine innere Unruhe.
Diese Unruhe ist nicht verdrängbar,
sie kann nur losgelassen werden.
Das Achten auf den Atem lenkt das Bewusstsein nach innen
und erzeugt Ruhe.
Im Ausatmen können wir uns vorstellen,
wie wir all die Gedanken, die immer wieder hochkommen,
einfach abfließen lassen.
Wenn wir das eine Zeitlang tun, werden wir innerlich ruhig.
Wir können z.B. schon beim Einatmen still sagen:
"SIEHE" - und beim Ausatmen: "ICH BIN BEI DIR!"
Es ist ein Wort,
das Gott uns im Propheten Jesaja zusagt.
Ich muss mich nicht konzentrieren,
ich spreche das Wort
in all die Gedanken und Gefühle, die ich habe, hinein.
Dann wandeln sich die Gedanken,
sie sind nicht mehr so bedrängend.
Die Mystiker sind davon überzeugt,
dass in uns ein Raum des Schweigens ist,
in dem Gott wohnt.
Dorthin haben die Gedanken und Gefühle,
die Pläne und Überlegungen,
die Leidenschaften und Verletzungen,
die Ansprüche anderer an mich,
Hektik und Druck keinen Zutritt.
Es ist ein Raum der Stille.
Ich muss ihn mir nicht schaffen,
er ist schon in mir.
Die Meditation will mich mit diesem
inneren Ort in Berührung bringen.

nach Anselm Grün

 

 

 

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