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Nr. 01
Du sollst nicht töten |
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Das 6. Gebot
„Du sollst nicht töten"
Doreen Seefeldt
Lochkamera - Fotoserie
5 Bilder a` 40 x 60cm |
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Mit meinen Bildern
möchte ich nicht die Tragweite dieses kurzen Gebotes thematisieren.
Geist, Seele, Körper - alles, was auf der Erde lebendig ist, kann
auch getötet werden. Durch ein Wort, ein Buch, Politik oder eine
Waffe. Schrill oder lautlos und leise, schnell oder langsam.
Doch mir geht es nicht um den mittel- oder unmittelbaren Akt des
Tötens. Es geht mir um das Opfer, um den Schatz, der verloren
gegangen ist und um die Brutalität des Augenblicks, in dem er
verloren geht.
Ich habe mit einer Spielzeugpistole auf meine Lochkamera geschossen.
Eine Lochkamera funktioniert wie das menschliche Auge. Strahlen
treten durch ein kleines Loch und bilden auf dem Hintergrund negativ
und auf dem Kopf stehend ab, was vor dem Loch (vor dem Auge) ist.
Das Gedächtnis macht den Unterschied. Während das, was die
Lochkamera „sieht" auf Fotopapier gebannt und für alle
sichtbar gemacht werden kann, wird niemals ein zweiter Mensch das
gleiche sehen wie ein anderer. Wir können es uns beschreiben lassen
und uns mit den eigenen Farben ein Bild malen, aber es sind unsere
Farben.
Und kann etwas lebendig beschrieben werden, was tot ist? Ich meine
das als ehrliche Frage. Ich weiß es nicht.
Ich bin froh, auch nicht alles sehen zu müssen. Bilder können töten,
und sind selbst schlecht abtötbar.
Gott sieht, was war und was ist und was sein wird. Er sieht, was wir
sehen. Er sieht unser Glück, unsere Ideen unser Empfinden. Was uns
geschieht, das geschieht auch ihm, aber es kann ihn nicht
töten. Und letztlich kann er lebendig machen, was in uns getötet
wurde und kann töten, was uns getötet hat.
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aufgenommen mit einer Lochkamera, „Brennweite" 200 mm
Blende 250, Verschlusszeiten „nach Gefühl"
Aufgenommen und umkopiert auf Kodak Supra Endura -Colorpapier
Digital vergrößert
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