...und vergib uns unsere
Schuld
Es ist wie mit den Sandflies,
diesen ganz üblen Insekten an tropischen Stränden. Sie beißen und
hinterlassen Gifte unter der Haut ihrer Opfer. Eine Folge unter anderen ist
ein furchtbarer Juckreiz. Kratzen kann zu schlimmen Entzündungen und Fieber
führen.
Der Schmerz einer
brennendheißen Dusche ist leichter zu ertragen.
Ebenso brennt Schuld unter der
Haut. Ethisch korrekt zu leben scheint unmöglich. Als Teil des
Bildungsbürgertums bin ich zugleich Teil des Systems, das die Schere
zwischen Arm und Reich immer größer werden lässt. Nur ein Beispiel: jeden
Tag werden so viele Nahrungsmittel produziert, dass sie mindestens das
Doppelte der Weltbevölkerung satt machen würden. Trotzdem stirbt jede dritte
Sekunde ein Mensch an Unterernährung.
Ich mache mich schuldig, wenn
ich die Verantwortung für das Leid der Welt einfach auf die Politik der
G8-Staaten abwälze oder auf „die da oben“. Andererseits fühle ich auch eine
große Ohnmacht gegenüber den herrschenden Verhältnissen.
Wohin also mit meiner Schuld?
Darum ist mir dieses Gebet
ein so sehr wichtiges. Meine Schuld wird mir vergeben.
Nichts spricht dagegen davon,
dass mir die Verantwortung genommen wird. Und das ist gut so.