Die drei
Fotoserien sind Fotoinszenierungen nach dem Bild von van Eyck „Gjovanni
Arnolfini und seine Frau Giovanna Cenami“, das im Jahre 1434 mit Ölfarben
gemalt wurde. Das Wiedererkennbare in den Fotografien sind die beiden
Personen im Vordergrund, die die Gesten vom Vorbild aufnehmen und der
Spiegel in der Mitte des Hintergrunds. Dadurch wird die Situation einer
Verlobung oder Eheschließung inszeniert, worüber in der Fotoserie
weiterreflektiert wird. Die Personen befinden sich wie beim Vorbild in einem
Innenraum, in dem das Licht von der linken Seite eindringt.
Andere
Bildelemente wie der Hund, die Skulptur der Heiligen Margareta von
Antiochien, die ausgezogenen Schuhe, werden ausgelassen. Der Grund dafür
liegt in der Intention der Inszenierung. Die erwähnten Attribute im Bild von
van Eyck beziehen sich auf die Geschlechterrollenverteilung. Mir geht es vor
allem um Geschlechterdefinition, Geschlechtsidentifikation und die sich
daraus ergebenden gesellschaftlichen Konsequenzen. Im Hintergrund spielt
auch die Diskussion über Ein-Geschlecht-, Zwei-Geschlechter-, und
Viel-Geschlechter-Modell eine Rolle, die in der Kulturwissenschaft geführt
wird. In den Nachbildern wird die Frage nach Normalität gestellt, die aus
einem gesellschaftlichen Bedürfnis entspringt. Dies wird in der
Steigerungstendenz der Bildserie ganz besonders im vierten Foto deutlich.
Eine zweite
Intention verbirgt sich in der Möglichkeit, dass der Mensch Leben schafft.
Gemeint ist es nicht nur das Weitergeben vom Leben, sondern vor allem das
Erschaffen vom Leben durch die wissenschaftlichen und technischen
Innovationen. Der Mensch nach Maß, der Mensch als Ersatzlager und der Mensch
als Schöpfer soll kritisch hinterfragt werden.